Das Schlaue Füchslein | Hochschule für Musik Würzburg | Opernnetz | 2014

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Das schlaue Füchslein (Leos Janácek)
6. Februar 2014 (Premiere)
Hochschule für Musik Würzburg

Von der tröstlichen Botschaft der Natur

Opernnetz.de
Text: Renate Freyeisen
Fotos: Andreas Herold
wue_sch_fre_140206_05 wue_sch_fre_140206_03 wue_sch_fre_140206_04 wue_sch_fre_140206_01 Das Schlaue Füchslein

Ein Märchen, mit liebenswert vermenschlichten Tieren und realen, nicht allzu sympathischen Menschen, ist Das schlaue Füchslein von Leos Janácek, uraufgeführt 1924. Die Oper mit einem philosophischen Hintergrund entführt in eine verzauberte Welt, in die Natur, in den Wald; doch die gezeigte Idylle ist nur ein Traum, eine Wunsch-Vision. Die Wirklichkeit holt sie immer wieder ein, denn der Tod gehört genauso in diese Welt wie das Wieder-Erstehen, das ständige Sich-selbst-erneuern. Und so sollte man nicht traurig sein, wenn einer stirbt, sondern das Gesetz des Werdens und Vergehens mit heiterer Gelassenheit ertragen, wie es die Oper schildert. Abschiednehmen, Neues finden ohne großes Bedauern, das Gleichgewicht halten – das scheint die Botschaft des tschechischen Komponisten, der hier sein eigener Textdichter war. Er hat dafür ganz dichte Musik geschaffen mit Anklängen aus der Volksmusik, ausdrucksstark, poetisch, modern. Die verlangt Sängern wie Orchester einiges ab.

Dass das Opernstudio der Würzburger Hochschule für Musik ein solches Werk so erfolgreich einstudieren kann, ist dem engagierten, professionellen Team unter Holger Klembt zu verdanken. Aufführungen im hauseigenen Theater in der Bibrastraße sind mittlerweile weit über die Region hinaus ein Geheimtipp. Schon beim Eintreten ins Foyer werden die Besucher der ausverkauften Premiere von Vogelgezwitscher und Tierlauten empfangen. Der Aufgang in den Saal weist mit herabhängenden grünen Streifen auf das sehr gelungene Bühnenbild von Manfred Kaderk hin; es suggeriert mit einfachen Mitteln, einmal mit dicht angeordneten grünen Papierfahnen den Wald und dann, wenn diese hoch gezogen sind, mit angedeutetem Mauerwerk und Lichtwechseln menschliche Behausung. Besonders lebendig fallen die Szenen mit den Tieren aus.

Denn in den wunderbar fantasievollen Kostümen von Anke Drewes können die Waldbewohner, von der graziösen Libelle, der aggressiven Mücke über den kalten Frosch, den Specht, den plumpen Dachs oder die dicke Eule die verschiedenen Charaktere der jeweiligen Tiere bestens verkörpern. Dadurch aber, dass das Gesicht frei bleibt, wird klar, dass sie von Menschen-Darstellern gespielt werden. Alle zeigen auf ihre Weise pralle Lebenslust, etwa wenn die grotesken Hennen samt stolzem Hahn, bevor sie vom Fuchs „erwischt“ werden, einen herrlich witzigen Kreistanz aufführen. Und die beiden Flügel schlagenden Raben verbreiten immer wieder eine fast bedrohliche Atmosphäre. Dass all diese verschiedenen Tiere in ihren Eigenarten so gut erfasst werden, ist das Verdienst der Choreografie von Asita Djawadi.

Durch die abwechslungsreiche Regie und die lebendige Personenführung von Holger Klembt entstehen so Bilder von heiterer Idylle, von ironischer Hintergründigkeit, etwa bei den Wirtshausszenen, aber auch von anrührender, nicht allzu sentimentaler Empfindung, etwa wenn sich Fuchs und Füchsin finden. Außerdem agieren die Darsteller auch ganz nahe am Publikum, im Zuschauerraum oder vor dem Orchestergraben. Ein absoluter Höhepunkt jedoch, bei dem alles schmunzelt, ist der Auftritt der munteren Kinderschar der kleinen Füchse, allerliebst getanzt und fein gesungen vom Opern-Kinderchor der Chorakademie am Konzerthaus Dortmund, einstudiert von Iris Pakusch.

Ein Kunststück ist es schon, das groß besetzte Sinfonieorchester der Hochschule für Musik Würzburg auf Janáceks komplexe, rhythmisch auch vertrackte, nicht allzu leichte Musik einzuschwören, ohne dass die kantabel aufscheinenden Momente, Illustrierendes oder ironische Elemente untergehen. Ulrich Pakusch am Pult aber gelingt das Unterfangen, einen durchwegs frischen, gerundeten Klang zu gestalten, und wenn manches dann doch etwas laut wirkt, ist das wohl auch dem Raum zuzuschreiben.

Zu bewundern aber sind bei der Premiere vor allem die Hauptakteure wegen ihrer Bühnenpräsenz und ihrer gesanglichen Leistung. So glänzt der groß gewachsene chinesische Bariton Chao Deng als Förster durch unangestrengte stimmliche Fülle, feine Färbungen und ausdrucksstarke Gestaltung sowie durch die passend gemütliche, etwas tapsige Darstellung seiner Rolle. Als seine Frau bewährt sich Nora Meyer mit sicher geführtem, wohl klingendem Sopran. Eine heitere Lachnummer stellt Joannis Kalyvas mit angenehmem Tenor als weltferner, gehemmter, etwas spießiger Schulmeister auf die Bühne, immer mit Regenschirm unterwegs. Sein pures Gegenstück, verwegen, agil, männlich abenteuerlustig, ist der Landstreicher Haraschta, den Angelos Chondrogiannis mit kräftigem, glänzendem Bassbariton gibt. Dass der Pfarrer eine schwache Persönlichkeit ist, unterstreicht Mooyoel Yang auch stimmlich.

All diese zivilisatorisch „gezähmten“ Männer träumen von der Zigeunerin Terynka. An diese unerreichbare Liebe fühlt sich der Förster erinnert, wenn er das Füchslein Schlaukopf sieht, das er gefangen hält und das bei ihm ein trauriges Dasein fristet. Maximiliane Schweda kann vor allem in ihren geschmeidigen Bewegungen und mit ihrem hellen, modulationsfähigen, flexiblen Sopran dieses weibliche Wesen verführerisch verkörpern. So bezaubert sie den Fuchs. Olga Beskhlebnaya begeistert in dieser Hosenrolle durch ihren sicheren, strahlend kräftigen Sopran und ihre glaubhafte Darstellung. Da macht es nichts aus, dass Janácek die Partie eigentlich für Tenor geschrieben hat. Von den vielen übrigen Tierwesen, die allesamt bestens besetzt sind, gefällt hauptsächlich der gutmütige Dackel, von Varvara-Paraskevi Biza mit rundem, vollem Sopran gesungen.

Die homogene, ausgezeichnete Ensembleleistung und das Regieteam werden vom Publikum lange gefeiert. Das zeigt: Auch mit bescheidenen Mitteln und mit jungen, engagierten Sängern kann man begeisternde Opernabende gestalten.

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