Sieben herrliche Tage neigen sich dem Ende zu, sieben Tage, in denen ich die Stadt unter meine Füsse genommen habe, was funktioniert: alle Sehenswürdigkeiten sind von den Quattro Canti aus bestens zu erlaufen und dann gibt es ja auch noch die kostenlosen Stadtbusse der ATMA, die die Altstadt umrunden (wenn sie nicht im Stau stehen)! Hipp-Hopp, Fiaker, Rikschas und was sonst noch alles an mobilen Untersätzen so geboten ist, man kann es sich ersparen! Die Parlärmitaner – sie sind ungemein freundlich, hilfsbereit, immer für einen Plausch zu haben und laut und lebhaft sind sie sowieso!
In meinen letzten drei Tagen mache ich noch tolle Entdeckungen. Bei meinem Streifzug durch das rechter Hand zum Hafen hin liegende Viertel – immer von der Via Vittorio Emanuele aus gesehen- namens „La Kalsa“ ( sauber, aufgeräumt, saniert, viele Palazzi, die noch vor sich herdarben) besuche ich das:
…ein sehr schönes, archaische und unprätentiös daherkommende Museum mit ausgewählt sakralen Schätzen aus vielen Jahrhunderten. Besonders beeindruckend das Riesengemälde eines unbekannten Künstlers aus dem 16.Jahrhundert, in dem der Tod auf einem ausgemergelten Klepper mit Pfeil und Bogen Hinz und Kunz dahinrafft, mir fällt auf, das er dabei eher die Privilegierteren ins Visier nimmt, aber egal wie, die Botschaft an alle lautet: Memento mori…….bedenke, das du sterblich bist!
Und hier die heutige Interpretation eines Strassenkünstlers zum Thema, gleich gegenüber dem Eingang des Museums eingefangen:
Und nur allzu gerne hätte ich hier, um im Thema zu bleiben, Fotos aus den Katakomben in der Via Cappuccini hinterlegt. Es handelt sich dabei nicht um eine neue Art des Kaffees, sondern um das erste Kloster, das Kapuzinermönche im 16.Jahrhundert auf Sizilien begründet haben. Bei der einer Vergrösserung des Klosters geschuldeten Buddelbauaktion stiessen sie auf 60 konservierte Leichen, die sie – Memento mori – zur Schau stellten. Ab dem Zeitpunkt wurde es in den besseren Kreisen Palermos für über 200 Jahre en vogue, sich balsamiert dort in die Ewigkeit zu begeben.
Geschuldet allen ist, keine Fotos zu machen, da-frei übersetzt-die Körper zwar tot, die Seelen aber unter uns und sehr lebendig sind. Möchte nicht wissen, was da nachts los ist……….näheres(und auch Fotos) unter dem link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kapuzinergruft_(Palermo)
Später, in meinem Italienisch Unterricht wieder zu Hause erfahre ich aber, das der „Cappuchino“ sehr wohl die Erfindung einer Kapuzinermönches ist, der den Espresso einfach einmal mit Milch gemischt hat………..:-)
Mir ist ein bisschen schlecht, als ich das ganze verlasse, die Gerippe sind fein säuberlich in Korridoren nach Geschlecht, Wichtigkeit im Beruf (i preti!) mit einem kleinen weissen benummerten Etikett, der ihnen am Frack(oder was sie sonst so anhaben)hängt, sortiert, wohl an die 3000 Exemplare!
Wim Wenders hat an diesem Ort „Palermo shooting“ mit Campino als Finn zu drehen begonnen und ich nehme mir vor, den Film bald nach meiner Rückkehr anzuschauen!
Nachts auf den Tischen tanzen hier in Palermo bestimmt noch ganz andere Gestalten und die schauen so aus:
Ich befinde mich nun an einem um so vieles einladenderen Ort, nämlich dem Museum „Opera dei pupi“, an dem es trotz genau so vieler ausgefallener Exemplare wesentlich besser riecht! Hier ist aber nicht nur Museales angesagt, nein, einmal am Tag gibt es ein Spettacolo, das die Puppen zum Leben erweckt. Ich schaue den Klassiker: Orlando auf der Suche nach seiner geliebten „Andschelika“ meuchelt einen Drachen, haut einem Sarazenen den Kopf ab, teilt den Emir in zwei Hälften und muss sich- als er sie endlich gefunden hat, Baci, Baci- noch einem Duell mit dem eifersüchtigen Rolando stellen……man einigt sich, Orlando darf seine Angebetene entführen. Ein wahres Vergnügen! So geht das also!!! Es geht also doch!
Mehr unter dem link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Museo_Internazionale_delle_marionette_Antonio_Pasqualino
Ich beschliesse meine Zeit in Palermo damit, womit ich angefangen habe: mit dem Thema Mafia und dem Besuch des kleinen Museums, Eintritt frei, Spenden erbeten!
Meine Zeit in Palermo geht zu Ende, meine Zeit auf der Insel auch! Morgen geht es mit der Fähre nach Napoli, zum Ausklang sozusagen, obwohl Napoli ganz anders ist! Und am Samstag mit dem Flieger erholt, rundumerneuert, mit viel Sonne im Herzen gen winterliche Heimat. Ciao, Bella! Ci vediamo spesso!