Und wieder: Sicilia, die 2.

Am 28.12.24 mache ich mich davon aus einem Wust dauergraulicher, vernieselter und krankmachender Suppe, dieses Mal mit dem Flieger nach Palermo, von dort aus mit dem Zug in die Nähe von Milazzo, wo ich in das Überwinterzuhaus von Gisa und Ralf eingeladen worden bin. Es gibt einen Zwischenstopp in Cefalu, wo ich direkt am Domplatz in einem niedlich kleinem Hotel 2 Tage übernachte.

Mein warden, Stefano, ein sehr netter und hilfsbereiter junger Mann, schenkt mir an meinem Geburtstag nicht nur eine Flasche Wein, nein, er gibt mir auch einen heissen Tip: Papst Franziskus hat das heilige Jahr eröffnet. Das geschieht nur alle 25 Jahre, er öffnet in Rom 3 porte sancte und die erste nun ausgerechnet an meinem Geburtstag. Damit nicht genug: il Papa hat allen Bischöfen die Freiheit gegeben, in ihren Diözesen die entsprechende Rituale abzuhalten.

Was sich dann abspielt, stellt jede Operetten Inszenierung in den Schatten: alle kommen zu spät, die Italiener haben so garkeine Scheu, das ganze mit dem Handy festzuhalten, es wird geknipst, gefilmt, sich dem Bischof in den Weg gestellt und während des Ritus immer wieder- man kennt das von der katholischen Kirche- aufgestanden, hingesetzt – für mein Empfinden zu oft, zu viel! Denn das ganze dauert geschlagene 2,5 Stunden, die Priesterweihe eines Priesters aus Kamerun mit eingeschlossen….alles ein Aufwisch. Der Bischof spricht klar, betont und langsam und so gelingt es, den Satz zu verstehen, der mir sehr gefällt: siamo pelegrinos sulla via della vita………so ist es!

Am nächsten Tag morgens -alles ist schon verräumt- bin ich ganz allein in der Kathedrale um das obligatorische Lichtlein mit den besten Wünschen für alle Familienmitglieder anzuzünden und mich von Cefalu zu verabschieden, ein netter, sehr ursprünglicher Ort, vom Tourismus lebend, wohl eher nicht zu empfehlen zu saisonalen Urlaubszeiten!

Am 30.12. fahre ich mit dem Zug nach Barcellona immer am Meer entlang und lande bei Gisa und Ralf in einem Jachthafen Reservat, das völlig ausgestorben ist, aber nett und nicht weit vom Strand entfernt liegt. Vor der Haustür liegen die Liparischen Inseln, vom Strand aus kann man sie silhouettenhaft,unten auf dem Bild „Vulcano“, wahrnehmen.

Hier feiere ich in das Neue Jahr hinein, ganz zurückhaltend, einen grossen Terz machen die Italiener hier nicht darum, sehr angenehm!

Schon aufgefallen? Alle Tage Sonne!Temperaturen zwischen 12-15 Grad tagsüber, nachts ziemlich schattig! Aber merklich zieht es von Tag zu Tag an!

Ich komme erst einmal an, orte die eher zurückhaltende Umgebung, führe ein befreundetes Ehepaar von Ralf und Gisa einen Tag erfolgreich durch Palermo, neu für mich dort der Botanische Garten, der nicht weit vom Centrale und fussläufig entfernt liegt. Hier gibt es den höchsten Gummibaum Italiens.

Aus dem „Porticcido“ Reservat ist ein Fortkommen nur möglich mit dem Auto, zumindestens zu dieser Jahreszeit, in der vieles zu hat und der Gesamtbetrieb nur auf 3 Töpfen zu laufen scheint, mich stört das nicht, aber ich entscheide bald, die Gunst der Stunde -besser der Lage und den Ausgangspunkt – zu nutzen, um auf die Liparischen Inseln zu entkommen.
Mit dem Aliscafe Schnellboot von Milazzo Porto aus gehts in 1,45 Stunden nach Lipari Stadt, Zwischenstopp auf Vulcano. Durch die dort sich öffnende Tür des Schiffes dringt ein heftiger Schwefelgeruch ins Innere, nun weiss ich, ich bin im Begriff, Lummerland zu erreichen und hier lauert Frau Mahlzahn!

Ich habe mich für eine Woche im Hotel Filadelphia eingemietet, einem Familienbetrieb, der aus der zahnstumpigen Angela, dem vergesslichen Simone samt seinem Hund, der keine Treppe läuft und bevorzugt, den Fahrstuhl zu nehmen….einen Patrone und zahllosen Verwandten, die morgens zum“Cafe“ im 3.Stock aufschlagen….besteht. Ansonsten: bin ich der einzige Gast und werde umhegt!

Das Hotel liegt direkt neben einem grossen Ausgrabungsfeld römischer Artefakte, wohl ein Thermalbad, später wird sich noch erweisen, was für eine Fundgrube mit seiner mehr als tausendjährigen Geschichte dieses Lipari gewesen ist, ich geniesse erst einmal die Bar (auch ein Familienbetrieb)gleich um die Ecke, in der sich das Städtchen trifft, büffle (und spreche)viel Italienisch, sonnenbade auf meinem Balkon! Wundere mich darüber, das an einem der höchsten Feiertage des italienischen Kirchenjahres, Befania, am 6.1. Trubel gibt wie in Frankfurt auf der Zeil zur besten Einkaufszeit, selbst Geschäfte haben auf!

Ins Theater gehen muss ich hier nicht, einem spettacolo nach den anderen ist hier die Bühne bereitet, ich könnte stundenlang hier sitzen!

Das Städtchen selber ist herzallerliebst, enge Gässchen, viele Treppen, hübsche Häuser, fast alles sehr gepflegt, der Jahreszeit geschuldet das meiste zu. Wie in Cefalu, Taormina oder wie all diese Touristensterne heissen mögen, man meide sie in den entsprechenden Zeiten! Jetzt ist es schön!

Am zweiten Tag nehme ich die Treppe oben links unter die Füsse, um in das Archäologische Museum, das die wechselhafte Geschichte Liparis klug zu bebildern und zu dokumentieren weiss, zu besuchen. Es ist in mehreren Gebäuden auf den Burgberg untergebracht und weist eine beeindruckende Nekropole und ein hübsches kleines Amphittheater aus der griechischen Zeit auf.

Und hier ein paar der beeindruckende Funde aus den Nekropolen, mit dem das Museum aufzuweisen weiss…….

Der Weg hinunter zum Porto führt über den blitzsauberen Rathausplatz, bei Luigi, dem einzigen Autovermieter, der gerade auf hat, ordere ich für entsprechend viel (zu viel) Geld für den nächsten Tag einen kleinen Fiat, ich will die Insel einmal umrunden und erkunden!

Luigi hat mich übers Ohr gehauen und die älteste Schrottkarre aus seinem Bestand verpasst: sie schnaufft und rüttelt sich die bergigen Strassen hinauf und droht nicht nur mit einem gelben Ausrufesymbol, nein, auch bei jedem Anlassen erscheinen irgendwelche drohenden Warnungen auf dem Display……“mi sono preoccupata tutto il tempo“, naja, nicht wirklich, hätte ihn telefonisch schon herzitiert, wäre irgendetwas passiert! Aber ich beschwere mich auf italienisch erfolgreich bei Rückgabe und verstehe sehr wohl, als er mir sagt, ich hätte das Auto ja zurückbringen können! Betankt auf der 150 m entfernt liegenden „einzigen Tankstelle“ der Insel!

Nichtsdestotrotz: ich umrunde das Inselchen und begutachte mir auf etwas mehr als 30 km nette Sehenswürdigkeiten, beginnend mit einem eher unambitioniert wirkenden weiterem Tourigebiet namens „Cannetto“, naja……

Das hier ist das ehemalige riesige Bimssteinabbaugebiet, von dem das Inselchen wohl gelebt haben mag bevor es den Tourismus entdeckte bzw. der Tourismus das Inselchen! Wirkt insgesamt traurig und unbelebt, mag aber täuschen, stehen doch einige herrschaftliche (Sommer-)Villen herum. Die „Cave di Pomice“ liegen an den bis zum Meer abfallenden Hängen des Monte Pilato, die Ostseite des Berges wurde so komplett weggefressen.

Der Nase weiter nach und über Aquacalda kommend, von wo aus man einen tollen Blick auf Salina, eine weitere der 7 eolischen Inseln, hat…….

gerate ich nach Quattropani, ein sich weit erstreckendes Dorf. Hier hat es wohl die meisten Regenfälle der Insel, denn schlagartig wird es üppig grün: Felder, Olivenbäume, Weingärten soweit das Auge reicht. Ich besuche die „Santuario Chiesa Vecchia“, ein Kirchlein aus dem 17.Jahrhundert und, um den Reiseführer zu zitieren, ja, der „Ausblick vom Kirchlein auf die Küste“ wäre herzallerliebst, gebe es nicht ein paar Hunde, die schnell herbei sind, um ihre Destinationen zu verteidigen!

Also weiter Richtung „Quattroccchi“, garnicht mehr so weit entfernt von Lipari Stadt mit einem hinreissenden Panorama und den Faraglioni Felsen, die einer Legende zufolge die zwei Finger des zu Stein erstarrten und versunkenen Windgottes Aiolos darstellen. Ich kämpfe mich samt schnaufendem Autochen steil zum „oservatorio“ hinauf und verweile lange an diesem wunderbaren Ort…….

Es ist 14:30 h, als ich Luigi seine Schrottkarre wieder übereigne, es schliesst sich der Kreis!

Am Morgen darauf warte ich am Porto auf meine Aliscafo nach Stromboli, morgens um 8:00 geht es hier zu wie an einem Omnisbusbahnhof einer grossen Stadt, Schiffe kommen und fahren im raschen Wechsel!

Nach gut 1,45 Stunden Fahrt mit Zwischenanlandungen in Salina und Panarea erreiche ich Stromboli und gleich auch grüsst der Vulkan! Der Strand und die ganze Insel ist schwarz, die weissen Häuser geben einen schönen Kontrast, scheinen aber alles vorrangig Feriendomizile zu sein, so etwas von“Toter Hose“ und überhaupt garnichts los habe ich noch nie erlebt, bin heilfroh über den jungen Taxista, der mich (für viel/ zu viel Geld)zum Ausgangspunkt Wanderung zu seiner Majestät, den noch einzig daueraktiven Vulkan Europas, fährt. Von da ab laufe ich durchaus comod 400 m den Berg hinauf……

….mutterseelen alleine, plötzlich verstummen die Geräusche des Meeres und der Vulkan schnauft donnernd alle 15 Minuten, die Sonne verdunkelnd, seine Rauchwolke in die Luft, das ist schon sehr einzigartig! Il vulcano mi saluta sbuffando…..

Leider hat am oservatorio alles zu, von hier aus dürfte man eigentlich die noch ausstehenden 290 m nur noch mit gid machen, sehe keinerlei Beschränkungen oder Absperrungen, traue mich aber nicht mehr weiterhoch und beschliesse den Abstieg! Habe genug gehört, gerochen, gesehen….ganz einzigartig toll! Schnell verlieren sich die grollenden Geräusche, im Dorf klingen sie wie Gewehrschüsse und ab einer bestimmtem Höhe stellt sich auch das Meerrauschen wieder ein. Es gibt auf dieser Insel keine Autogeräusche, nur Elektroroller und Ape in allen Varianten!

zudem kann man sich aussuchen, wie man ums Leben kommen möchte:

Aber ich habe sie gesehen, diese wunderliche Insel, die Michael Ende sicherlich als Vorlage zu seinem Lummerland gedient haben wird!! Noch ein paar Impressionen von den „toten Hosen“:

Am Abend am Fähranleger verabschiedet das Inselchen mit einem spektakulären Blick auf den immerhin fast 250 km entfernten Ätna und als ich mit dem Barista, der am Fähranleger auf Lebensmittel wartet, darüber rede, das die beiden Vulkane miteinander reden klnnen, da sagt der doch glatt,ja,das täten sie, wobei der Ätna die Sie seind der grollende Stromboli Vulkan der Er! Was soll man dazu noch sagen…….?!