Mittlerweile sitze ich in meinem Hotelbett in Palermo, von wo aus ich heute mittag zurückfliegen werde. Alles wirkt nach und – die Überschrift hinterlegt es – im ganz besonderen Messina, wohin es mich noch 2 mal getrieben hat. Einen Tag habe ich mich dem Museo Regionale gewidmet, das nicht nur mit seiner hervorragenden Architektur überzeugt, sondern auch mit der Anordnung der ausschliesslich religiös motivierten Kunstwerke, sauber nach Jahrhunderte sortiert.






Besonders gefällt mir die schonende Art und Weise, wie die alten Schätzen restauriert sind, die sich nicht scheut, auch Risse und Brüche sichtbar zu machen und letztendlich so auf den Spuren der Zeit zu wandeln. Was Eu-Gelder in dieser Hinsicht konterkarierend anrichten können, sieht man an einer Jesusfigur, die so eine hergebürstete und viel zu glattgezogene Wirkung bekommt!



Versöhnt werde ich als ich in eines der zwei vor den Bildern aufgestellten Lederfauteuilles versinke: Zweimal Caravaggio, den Haudegen der italienischen frühen Renaissancemalerei, Vorbild in seinem Hell-Dunkelschaffen für die holländische Schule……ich verweile lange tief in irgendwelchen Kissen……..


Nach meinem Museumsbesuch umfahre ich die ganze diesseitige Meerenge von Messina auf der SS113 Richtung Palermo, mache noch eine Rast in einer chicken Bar, die Mutter und Tochter miteinander führen, das ganze gegenüber einer Halbinsel, die in die Meerenge reicht, die „Laguna Capo Peloro“, Naturreservat! Ganz profan komme ich wieder auf der Erde an………bei einem Glas Wein, einem superfrischen insalata, einem cafe! Ja, alle brauchen wir einen Platz zum Glücklichsein!






So sah der Dom nach seiner Zerstörung beim Terramoto 1908 aus, alles sauber rekonstruiert! Sehr schön im Inneren die hölzerne Deckenkonstruktion.
ein drittes Mal treibt es mich nach Messina, um Punkt 12:00 h das viertelstündige Glockenspielspektakel erleben zu können. Das beginnt mit einer spektakulären Anfahrt mehrerer Carabinieris, etwas überdimensioniert für die paar versammelten Touristen, im Sommer mit Sicherheit eher nötig, da der Platz vor dem Dom propevoll sein dürfte.
Das spettacolo rund um das Glockenspiel des Campaniles – das grösste in Europa – anzuschauen, lohnt aber: in der Etage ganz oben wedelt der Löwe mit dem Schwanz, hebt in slow motion seinen bemähnten Kopf, brüllt blechern über den Platz! Pause! Nun in Etage 4 der Hahn: kräht und flattert mit den Flügeln und so weiter und so fort zielstrebig nach unten, wo aus dem Sand ein Schloss erwächst und in der Mitte die Aposteln ihre Runden drehen. Wer Lust hat, sich das ganze zu geben, hier ein fast 5 minütiges Video:
Weitere Impressionen aus dieser einnehmenden Stadt mit Blick aufs Stadttheater von vorn, von hinten:







Hier noch ein kleine Geschichte aus dem sizilianischen Fabelschatz, nämlich die Legende von Colapesce
Colapesce oder auch Cola Pesce, eigentlich Nikolaus, kurz Cola genannt, war Sohn eines Fischers aus Messina. Es wird erzählt, dass er oft zum Meeresgrund tauchte und anschließend von den Wundern und den Schönheiten berichtete, die er dort sah. Er soll sogar einmal einen Schatz mitgebracht haben. Diese Erzählungen erreichten auch den Kaiser von Sizilien, Friedrich der II., der darauf die Fähigkeiten des Fischersohnes testen wollte. Der Kaiser ging daher mit einigen Beratern in einem Boot aufs Meer und warf eine Tasse ins Wasser, die sofort von Colapesce wieder heraufgeholt wurde. Der König war noch nicht zufrieden und warf seine Krone in tieferes Wasser und Colapesce holte sie wieder zurück nach oben. Beim dritten Mal soll Friedrich einen Ring in noch tieferes Wasser geworfen haben, doch Colaspesce erschien nicht mehr zurück an der Oberfläche.
Glaubt man der Legende, so sah Colapesce bei seinem letzten Tauchgang für Friedrich, dass Sizilien auf drei Säulen gebaut ist, von denen eine verrostet war, und er beschloss, unter Wasser zu bleiben und für den Kaiser die Säule zu unterstützen, damit die Insel nicht unterginge und er stütze sie noch heute. Wenn die Insel bebt, so heißt es, sei er erschöpft und wechsle die Schulter.
Es gibt selbstredend mehrere Varianten zu dem Thema, aber diese ist die am häufigsten erzählte, ich finde sie sehr nett. Im Theater zu Messina soll es ein Deckenfresko geben, das die Geschichte aufgreift. Gesehen habe ich es nicht.



Die 3 letzten Tage vergehen faul, mit schönen Spaziergängen entlang des Meeres, einen verdammt gutem Essen zu dritt in einem Speiselokal in Patti, der Entdeckung der Altstadt in Milazzo unterhalb des castello!
Von Milazzo aus geht es mit dem Zug durch viele neue blitzsaubere noch im Bau befindliche Bahnhöfe, die alle gleich ausschauen, nach Palermo, dort habe ich mich garnicht weit vom Bahnhof eine letzte Nacht eingemietet, spannendes Viertel, auch eine riesige Baustelle, alles im Umbruch. Esse dort einmal Cala,ares auf sizilianische Art, schaut dann doch ein wenig anders aus wie auf unseren heimischen Tischen?



Tja, und dann geht es zurück im Flieger über die schneebedeckten Alpen in ein spürbar schlecht gelauntes Land mit Menschen, grauer im Gesicht wie das sie umgebende Wetter, alle ungut drauf, krank, miesepeterig…….möchte am liebsten gleich wieder umkehren! Ciao, Bella, ci vediamo il prossimo anno………….


