Sicilia, die Dritte – der Westen

…..dieses Mal der Westen! Der erst einmal garnicht soooo attraktiv daherkommt, will ein wenig erobert sein. Schon die völlig umständliche Fahrt mit dem Zug quer durchs Land gen Trapani – da habe ich mich für 10 Tage in einer Appartement Anlage mit dem viel klingenden Namen „Rosa dei venti“ eingemietet – dauert von Palermo über 5 Stunden, hält gefühlt an jeder Milchkanne oder besser hier: an jedem Olivenbaum……

Trapani kommt sehr barock daher, zumindestens in der Altstadt, die auf einer weit vorspringenden Landzunge zwischen den beiden Meeren liegt, der antike griechische Name Drepanum weist daraufhin, heisst es – die Form beschreibend – Mondsichel. Die Stadt hat im 2. Weltkrieg allerdings unter heftigen Bombardements leiden müssen, auch das kann man im Stadtbild erlesen. Schön ist anders!

Ich aber habe Glück mit meinem Appartement, das mittendrin liegt, fussläufig nah zu beiden Meeren, zum Fähranleger, zu Bushalten, zum Bahnhof!

Trapani ist auch bekannt für die Mattanza, die traditionelle, aber seit den 80-ger Jahren eingestellten Thunfischjagd. Zum Zentrum dieser führt einer meiner ersten Ausflüge: 30 Minuten mit dem Luftkissenboot zur Insel Favignana. Soll die in der Homers‘chen Odyssee beschriebene Ziegeninsel sein, auf der Odysseus zwischengelandet war, bevor er auf dem Festland auf den Zyklopen stiess!

Auch soll die letzte Seeschlacht des 1. Punischen Krieges um 241 v.Christus hier vor den Küsten stattgefunden haben, davon zeugen auch Funde, die man in der Tonnara di Favignana, einem beeindruckenden Industriekomplex aus Mitte des 19. Jahrhunderts, heute regionales Museum, begutachten kann.

Nach einem Gang durch das sehr beschauliche Zentrum des Städtchens – …momentan eher alles sehr ausgestorben, nur um den zentralen Platz mit dem vieldeutigem Namen „Piazza di Europa“ tobt ein wenig Leben in übermässig vorhandenen Gelaterieen und Bars, auf alle Fälle trifft man sich dort, alle kennen alle – also, nach einem beschaulichen Gang durch dieses Leben finde ich das Museum — zu!
Und habe grosses Glück: denn gerade als ich enttäuscht umkehren möchte, kommt ein Pärchen aus dem Eingang und erbarmt sich meiner: ich bekomme eine extra Führung durch das Museo dell‘ex Stabilimento Florio.

Vincenzo Florio, pfiffiger Begründer aus Palermo nicht nur der Fabrik, sondern auch eines neuen Dampfverfahrens zur Konservierung des Fisches – riesige grüne Bottiche, die mit Holz oder Kohle befeuert wurden zeugen davon – steckte den Fisch danach in Konservendosen, revolutionäre Idee für die damalige Fischindustrie. So sind hier alle Phasen der Produktion zu sehen: Unterstände und Rutschen für die auslaufende Boote, die Terrasse, an der der Fisch zum Trocknen aufgehängt wurde, die hohen Kamine, die Orginaltheken, auf denen in Dosen abgefüllt wurde.

So aufgeräumt, übersichtlich und grosszügig die Fabrik heute daher kommt: es muss ein harter und ausgesprochen blutiger Job gewesen sein: nicht von ungefähr kommt, das der Ausdruck Mattanza auf Sizilien doppeldeutig ist: als Synonym für den überaus blutigen 2.Mafiakrieg Ende der 50-ger Jahre zwischen der Cosa Nostra und den Corleonesern, der mehr als 1000 Menschenleben forderte und auch als Mattanza di Palermo in die Geschichte eingegangen ist.

Hier noch ein paar Impressionen aus Trapani