Wie kommt der Elefant nach Catania

Mitten auf dem Platz vor dem Dom St.Agata befindet sich ein Brunnen: ein schwarzer Elefant aus Lavagestein, einen Obelisken in ägyptischer Manier aus hellem Granitstein tragend, der aus dem marmornen Sattel des Tieres erwächst……..ein komisch anmutendes Etwas, das Fragen aufwirft, das Tier ist auch Teil im Wappen der Stadt!

Es gibt aberwitzige Ideen zu dem Thema, angefangen bei einem bösartigem Magier, dann einem karthagisches Kampfmittel gegen die Römer, auch Reittier des Dionysos. Letzteres erscheint mir am nächsten, denn in der Stadt hier herrscht andauernd dionysische Volksfeststimmung, die weit über das bekannte Mass von „Dolce vita“ hinausgeht.

 Dazu stösst Ihre Majestät der Berg kleine Feuerfontänen aus, die besonders schön abends und bei Dunkelheit zu erkennen sind, möglicherweise ist Er es: macht Ihre Majestät doch fortlaufend klar, wie schnell, wenn er will, das ganze hier ein Ende haben könnte!

In der DNA der Bevölkerung dürfte das tief hinterlegt sein: Ende des 17.Jahrhunderts erschüttern 2 heftige Vulkanausbrüche die Stadt und 1693 legt ein Erdbeben mit einer Stärke von weit über 7 alles in Schutt und Asche, Dreiviertel der Bevölkerung Catanias kommt dabei um!  

Die einmalige Chance, sich mit dem Bau einer modernen Stadt zu profilieren, nutzen pfiffige Architekten aus Rom, die damit ihre Karrieren erfolgreich fortschreiben: sie gestalten die Stadt neu, dabei reichlich vorhandenes Lavagestein nutzend, das der Stadt ihr Colorit – grau mit weissem Tuffstein- gibt und so stellt sie sich heute dar: als ein Kronjuwel des Barocks! Phönix aus der Asche!

Und der Elefant? Das beim Beben zertrümmerte Tier wird neu zusammen komponiert und in dieser etwas absurd anmutenden Brunnenkonstruktion endgültig zum Symbol der Stadt gemacht! Der Fama nach schützt er zudem die Stadt vor dem Berg, naja, hat nicht immer funktioniert!

Mein Ostello, das neben dem Dom mitten im Trubel an der Via Etnea, die schnurstracks auf Ihre Majestät zuläuft, liegt, heisst entsprechend: „ostello degli elefanti“und ist eine urige Behausung, in der ich mich für 22 Euro die Nacht in einem 8-er Mädelschlafraum eingemietet habe, Frühstück und Abendessen- pasta in allen Varianten- inclusive! 

Die Betreuer aus der ganzen Welt sind supernett, das ostello supersauber, befindet sich in einem alten Palazzo – erbaut nach 1693 – mit wunderbaren Deckenfresken, der frech mit den dekorativen Ansprüchen der zumeist jungen Gastgeneration kombiniert wird! Mir gefällts! 

Und: auch die barocken Attitüden dieser Stadt, die mehr als überbordend mit ihrer Konkavheit, mit ihren Voluten, mit ihren Puten, Heiligen und Engeln daherkommt……..ich kann das erste Mal im Leben mit diesem Stil wirklich etwas anfangen, empfinde ihn als homogen und angebracht. Weltkulturerbe – das passt!



Ein weiterer Höhepunkt für mich: der Besuch des Teatro Massimo Bellini! An dieser Stelle Asche – bevorzugt vom Aetna – auf mein Haupt: nicht Rossini liegt in St.Agatha begraben, sondern Bellini als Sohn der Stadt! Wie ich das nur verwechseln konnte, das eine italienische Romantik, das andere verismo………scusi!  

Sie haben ihrem Sohn nicht nur ein steineres Grab in St.Agatha geschaffen, sondern nach vielen Querelen und Auf und Ab‘s ein überaus beeindruckendes Opernhaus! Dann auch noch einen Park namens Villa Bellini, wobei man die Villa vergebens sucht, es gibt sie nicht!

Das Theater zählt wohl zu den akustische besten Häusern der Welt und auch das sei dem Verbau mit Lavagestein zu verdanken, so zumindest entnehme ich es bruchstückweise dem italienisch Vortrag bei der Führung (was ich denn so verstehe, das meiste nicht).

Der Kasten ist gigantisch: späteres 19. Jahrhunderts, von mir aus auch Neobarock! Fünf Ränge, ganz oben, wen wundert es, die beste Akustik! Aber das kann das Landestheater Detmold auch! Was es nicht kann, ist ein solches Foyer! 

Hoch über den Zuschauern ein Gemälde, das italienischen Komponisten huldigt und 4 Opern Bellinis bildhaft zitiert! Claro, auch die „Norma“, die allerdings in der Scala uraufgeführt wurde.

und hier: ein einsamer Schlosser, der vermutlich jeden Bühnenbildner zur höchsten Verzweiflung treibt:

Insgesamt alles ein bißchen verpatiniert und in die Jahre gekommen, aber so mögen das die Italiener bei ihren Theatern, oder? In Bellinis Geburtshaus gäbe es noch ein Museum über ihn zu besichtigen, das aber erspare ich mir! Und das so viel beschworene und gepriesene Benediktinischen Kloster…..es hat zu!

Über die„Pescheria“tummele ich mich täglich, geniesse die Sinfonie aus Farben, Geräusche, Gerüche und Geschmäcker!

Weil aber mein I Pad sich gerade weigert, die am letzten Morgen auf der Pescheria gemachten Fotos hochzuladen, beschränke ich mich jetzt hier auf die Buntheit von Schaufenstern und ……….

………..die Buntheit der Schirme und Fahnen, die aus dem Himmel hängen und mit Leichtigkeit dem Erdendasein eines Elefanten trotzen……..

Ihre Majestät, der Berg verabschiedet sich mit eine Puderschicht Schnee und verschwindet dann in einem Wolkenmeer. Das Wetter ändert sich und als ich in Siracusa ankomme, beenden kräftige Gewitter„l’estate del St.Martino“. Aber auch dieses Bild folgt!